Mitarbeitergespräche

Mitarbeiter- und Lohngespräche sollten in möglichst entspannter und stressfreier Umgebung stattfinden können. In den meisten Unternehmen sind sie gegen das Jahresende hin terminiert. Ist das wirklich der ideale Zeitpunkt?

Für Führungskräfte kann die geballte Ladung anstehender Jahresendgespräche erheblichen Stress bedeuten, sodass diese weder in der richtigen Atmosphäre noch mit der erforderlichen Sorgfalt geführt werden. Denn zum Jahresende stehen viele weitere wichtige Verpflichtungen an. Budgets, Statistiken und Reports sind zu erstellen, Kunden- und Lieferantengespräche folgen Schlag auf Schlag. Apéros und Essen stehen auf der Agenda, und bei alldem darf die eigene Karriere nicht vergessen werden. Statt der beabsichtigten positiven Weichenstellung für die zukünftige Zusammenarbeit stellen sich womöglich vielerorts Unzufriedenheit und Enttäuschung ein.

Weshalb wählt man nicht einen besser geeigneten Zeitpunkt, um diese Gespräche zu führen? Gibt es keine weniger belastete Periode, um die wichtigste Ressource des Unternehmens – die Mitarbeitenden – zu pflegen? Ja, sind Karrieregespräche und Standortbestimmungen nicht ein das ganze Jahr fortdauernder Prozess? Nicht immer in Form von grossen Erhebungen, sondern spontan, bei speziellen Vorkommnissen, besonderen Leistungen, ausserordentlichen Erfolgen. So wie die persönliche und fachliche Entwicklung permanent stattfindet, so sollte auch ein Austausch über Karrierechancen und -schritte mit kurzer Vorlaufzeit immer möglich sein.

Heerscharen von Controllern werden eingesetzt, um monatliche Reportings über vielerlei Kennzahlen zu erstellen, um jederzeit die Übersicht haben und reagieren zu können. Bei den Mitarbeitenden hingegen glaubt man allenthalben, ein jährlicher, im Voraus festgelegter Termin genüge, um sich nach ihren persönlichen Bedürfnissen und Wünschen zu erkundigen und Potenziale zu erfassen.

In der heutigen, schnelllebigen Zeit und im Kampf um die besten Talente empfiehlt es sich sehr, nicht erst am Jahresende über die weitere Laufbahn zu sprechen, sondern eine Kultur zu installieren, in der diesbezüglich die Türen jederzeit offen stehen. Dies mindert das Risiko, plötzlich mit schmerzlichen Kündigungen konfrontiert zu sein.

Selbstverständlich ist proaktives Handeln auch für Mitarbeitende Pflicht. Es bringt nichts, die Faust im Sack zu machen und Unzufriedenheit mit sich herumzutragen. Im Gegenteil, dies reduziert die Leistungsfähigkeit und führt dazu, dass die Karriere erst recht ins Stocken gerät. Oft braucht es lediglich ein vertrauensvolles Gespräch, um die Situation im allseitigen Interesse zu klären.

Sie sind für Ihr berufliches Weiterkommen ebenso verantwortlich wie Ihre Vorgesetzten.

Paul Steiner
Partner
Corporate Management
Selection C.M.S. AG